Welttag der Patientensicherheit

Welttag der Patientensicherheit

Am 17.09.2020 ist Welttag der Patientensicherheit!

Die WHO setzt ein klares Zeichen und setzt in diesem Jahr zum Welttag der Patientensicherheit nicht den Patienten in den Mittelpunkt sondern den Gesundheitsdienstleister:  „Safe Health Workers, Safe Patients“.

Vor 20 Jahren schon beschäftigte sich Prof. Albert Wu mit dem Begriff Second victim und zeigte damit – Leute wacht auf und schaut hin!

Wir sprechen hier von den „zweiten Opfern“, denjenigen, die ihr komplettes Leben in den Fokus stellen um anderen Menschen zu helfen, Tag und Nacht für sie da sind, sie pflegen, operieren, Leben retten.

Was ist wenn diejenigen ausfallen deren Lebensaufgabe und Profession es ist, für unsere Gesundheit zu sorgen?

Wer sorgt sich um second victims?

Nach wie vor ist es ein Tabuthema in der Medizin über psychische Belastungsfaktoren zu sprechen wie mehrere Tages-und Nachtschichten am Stück, Schichtdienste, Alkohol, Drogen, psychisches Leid, extrem emotionale Belastungssituationen, Traumatisierungen, Versagensängste, Schuldgefühle usw.

Kliniken, Gesundheitszentren und Praxen benötigen genauso professionelle Unterstützung und Präventionsmaßnahmen in betrieblichen Gesundheitsmanagement wie andere Klein und Großunternehmen!

Was ist also unsere Aufgabe?

Jeder Arbeitnehmer im medizinischen Bereich, sollte nach Bedarf Unterstützung erhalten um weiterhin seine Arbeit gesund ausführen zu können! Wenn nichts getan wird und weiterhin der Mensch als immer währender 24/7 Dienstleister gesehen wird, droht der Komplettausfall der Arbeitskraft was sich wiederum auf das weitere Team auswirkt, dass wiederum versuchen wird, den Ausfall zu kompensieren bis auch dieses System zusammenbricht!

Wie könnte also effektive Hilfe aussehen um einen “second victim” zu vermeiden und gesunde, fitte Mitarbeiter zu haben?

Es beginnt als erstes bei dem Arbeitgeber!

Wichtig ist, dass der Arbeitgeber selber eine sensibilisierende und unterstützende Haltung einnimmt und somit ein klares Signal setzt! Nach Paragraph 5 ist der Arbeitgeber für das Wohlergehen der psychischen Gesundheit seiner Mitarbeiter verpflichtet!

Schon kleine aber immerwährende Angebote, tragen dazu bei, dass das Thema Gehör findet und auch dem Arbeitnehmer die Möglichkeit bietet, sich sowohl mit der Thematik als auch mit dem Thema was dies persönlich für ihn bedeutet, beschäftigt.

Dazu gehören zum Beispiel Kampagnen zur Aufklärung, Information aber auch Umfragen zum aktuellen IST Zustand der psychischen Gesundheit der Mitarbeiter.

Ein weiterer existenzieller Schritt, ist es dringend den Umgang mit unserer Fehlerkultur zu überdenken!

Eine positive Fehlerkultur bringt mehr Nutzen, als Fehler unter den Teppich zu kehren!

Beschuldigungen, Angst und Schweigen waren gestern!

Die Lösung um die Fehlerquote möglichst gering zu halten, ist Hinschauen, Ursachen finden, neue Lösungen zu entwickeln!

Was gibt es an konkreten Verbesserungsvorschlägen um die Patientensicherheit zu stärken und second victims zu vermeiden?

  1. Arbeit an unserer Sicherheitskultur
  2. Arbeit an unseren Strukturen

Als Musterland geht die Schweiz voran, sie entwickelte folgenden Unterstützungsplan:

1. Stufe: Kollegiale Unterstützung aus dem beruflichen Umfeld

  • Wahrnehmen, zuhören, keine Wertung
  • Sichtweise des Betroffenen wird aus seiner Sicht geschildert
  • Der Betroffene erhält Informationen über die 2. Stufe

2. Stufe: Peer-Unterstützung von speziell dafür ausgebildeten KollegInnen

  • Annehmen, wertschätzen, erklären dass die Gefühle, Symptome, sprich ein second victim zu sein in Ordnung ist
  • Eigene Ressourcen aufdecken, anregen, umsetzen
  • Der Betroffene erhält Informationen über das Angebot der 3. Stufe

3. Stufe: Professionelle Unterstützung von bspweise Psychologen

  • Rund um die Uhr sollte immer eine professionell ausgebildete Person vor Ort sein (oder per Telefon)
  • Gesprächsangebote
  • Therapeutische Interventionen

Weiterhin hat sich als erfolgreiche Maßnahme gezeigt, dass es einer offiziellen Plattform für Austausch und Kommunikation bedarf wie Impulsvorträge, Workshops, Gruppenprojekte, Pflichtfortbildungen, Schulungen von Verhaltenspräventionsmaßnahmen.

Abschließend lässt sich dazu sagen, dass Deutschland hervorragende fachliche und kompetente Möglichkeiten hat, dem Thema second victim wirksam entgegenzutreten!

Die Möglichkeiten dazu müssen nur durch den Willen der Arbeitgeber geschaffen werden und zu einem festen Unternehmensleitbild werden – dann wird auch die Attraktivität der Gesundheitsberufe wieder steigen!

Denn eines ist klar, Arbeitnehmer lieben aus vollen Herzen das was sie tun, nur irgendwann können sie es nicht mehr ausführen aufgrund wie sie es tun müssen!

Hier heißt es nun umdenken, sensibel und vorausschauend!

Freuen wir uns auf das nächste Theme zum Welttag der Patientensicherheit 2021. 

Autorin: Nicole Steckenleiter – GesundheitsmanagemenPlus

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